Innovation bei den Schienen
Kurzfassung
Innovation heißt wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff unspezifisch im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche Anwendung finden und den Markt durchdringen [1].
Historisch betrachtet gibt es Phasen, in denen Neuerungen schlagartig eine wesentliche Veränderung der Welt bewirkt haben. Die Evolution der Schiene war dabei immer mit allgemeinen Technologie-Sprüngen der Stahlherstellung verknüpft. Im 20. Jahrhundert waren die letzten großen Schritte
[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Innovation
die Umstellung auf das Sauerstoff-Aufblas-Verfahren zur Reduktion des Roheisens; dieses Verfahren wurde in Linz und Donawitz entwickelt und ist daher als LD-Verfahren bekannt,
die Umstellung auf kontinuierlichen Strangguss zur Herstellung der Vorblöcke,
die verpflichtende Anwendung der Vakuum-Entgasung zur Verringerung der nichtmetallischen Einschlüsse in der Schiene und damit das Verschwinden der Nierenbrüche,
die Entwicklung von leistungsfähigen Technologien zur Wärmebehandlung des Schienenkopfs.
Mit Hilfe der Wärmebehandlung können die Materialeigenschaften gezielt so eingestellt werden, dass Stähle sowohl auf hohe Härte und auch auf hohe Zähigkeit gebracht werden können. voestalpine Schienen bietet Schienenstähle mit über 400 Brinell an, die vorwiegend im Schwerlastbereich, aber auch im hoch beanspruchten Mischverkehr verwendet werden. Das Verfahren und die Produktions-Anlage wurden in mehreren Schritten weiter entwickelt und erlauben damit, den Bereich der perlitischen Schienenstähle zu verlassen und mit einer neuen Materialstruktur nach verbesserten Problemlösungen zu suchen. Wir werden bei der Tagung über den aktuellen Stand zu unserer bainitischen Schiene berichten.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde eine Idee umgesetzt, die nicht die Wurzeln in der Metallurgie hat. Die Schienenlänge wurde konsequent auf bis zu 120 m erhöht, um die Anzahl der Schweißstöße zu reduzieren und so Beiträge zur Erhöhung des Fahrkomforts und der Reduktion der Instandhaltungskosten zu liefern. Aktuell wird aber erst jetzt das letzte Europäische Schienen-Walzwerk auf Langschienen-Produktion umgestellt.
Man kann an diesem Beispiel erkennen, dass es im Eisenbahnwesen oft sehr lange dauert, bis sich eine Innovation durchsetzt. Für Forschung und Entwicklung gibt es mittlerweile nur mehr einen kritischen Faktor – die Zeit für Time-to-Market. Aus den Beispielen zur Metallurgie ist zu erkennen, dass Sprung-Innovationen nur alle Jahrzehnte auftreten, aber dass die Zeiträume immer kürzer werden, je näher wir zur Gegenwart kommen.
Bei der Markteinführung sind auch Barrieren zu überwinden, für die es verschiedenste Gründe gibt. Im Eisenbahnwesen ist Sicherheit der wichtigste Faktor, daher muss jedes neue Produkt einer Zulassung unterzogen werden, die immer umfassender und komplizierter werden. Wir möchten bei der Tagung Beispiele zeigen, wie die aktuell möglichen Entwicklungs-Zyklen dem Zeitbedarf einer Zulassung gegenüberstehen.